Rosl Schmitt
Vita Rosl Schmitt
Rosl (auch Rose, Rosel, Rosa) Schmitt (*1936 in Würzburg). war eine Arbeitskollegin, Schülerin und sehr gute Freundin von Lore Friedrich-Gronau.
Rosl Schmitt wuchs mit drei jüngeren Geschwistern auf - zwei Brüder und eine Schwester. Ihre Mutter starb als Rosl neun Jahre alt war. Der Vater heiratete wieder, seine neue Frau brachte fünf Kinder mit in die Ehe. Als Älteste musste Rosl Schmitt für die elfköpfige Familie kochen, doch sie und ihre drei Geschwister bekamen nur die kläglichen Reste. Die Nachbarn halfen den vier Kindern mit Essen aus. Rosl kletterte auf Bäume und stahl Äpfel und Birnen für ihre Geschwister, damit sie nicht verhungerten.[1]
Nach der Schule ging sie auf die Kunst- und Handwerkerschule in Würzburg, wo sie Bildhauerkunst studierte.
Verbindung zu Lore Friedrich-Gronau
Lore und Rosl lernten sich bei Rosenthal kennen. Lore Friedrich-Gronau, die 31 Jahre älter als Rosl war, war für Rosl mehr als eine Freundin. Sie war auch eine Mentorin, ein mütterlicher Ersatz. Ihr vertraute sie alles an, suchte Rat und Hilfe über viele Jahre hinweg.
Karriere bei Rosenthal
Mit sechzehn Jahren, 1952, entwarf sie die erste Figur für Rosenthal. Der Eber (Entwurfsnummer 1894) stellt den Beginn einer Reihe von Tieren aus Porzellan dar, darunter eine Serie von Ferkeln in diversen Posen.
Bei der Firma Rosenthal in Selb lernte sie die berühmte Bildhauerin Lore Friedrich-Gronau kennen. Die 31 Jahre ältere Frau wurde eine sehr gute Freundin für Rosl Schmitt, der sie alles anvertraute – privat und beruflich.
Zitat aus einem Brief von Rosl Schmitt an Lore Friedrich-Gronau, 1962: »Niemandem kann ich das schreiben, was ich dir schreibe.«
Mit Lore Friedrich-Gronau tauschte sie sich per Brief und Telefon aus, gegenseitige Besuche vertieften den Kontakt. Lore machte ihr teure Geschenke, darunter einen Seidenschal, Bücher oder Parfüm. Sie sprachen viel über Religion. Rosl wurde zu Lores Informantin bei Rosenthal und berichtete Lore Friedrich-Gronau, wenn die Figuren nicht korrekt gegossen oder unschön bemalt wurden.
Als freie Mitarbeiterin bei Rosenthal erhielt Rosl Schmitt ein Monatsgehalt von 320 DM, abzüglich Steuern und Versicherungen. Ihre Unterkunft in Selb war zu Beginn ein kleiner Raum in einem baufälligen Haus. Im November 1957 vermittelte ihr Herr Rank ein Zimmer im „Haus am Bühl“.
Neben ihren eigenen Entwürfen für Kleinplastiken arbeitete Rosl Schmitt, die mit einundzwanzig Jahren die Abteilung »Porzellantiere« bei Rosenthal geleitet haben soll, auch für die Künstler Bjørn Wiinblad und Raymond Peynet. Von Peynet erhielt sie eine Extrabezahlung von 200 DM, die sie für ihre Reise nach Indien brauchte, erzählte sie in einem Brief an Lore Friedrich-Gronau. Auch für ihre Freundin arbeitete sie bei Rosenthal. Sie goss Die Schubinderin oder bemalte die Blumen an den Porzellanfiguren.
Die Firma Rosenthal kündigte Rosl Schmitt 1957. Björn Wiinblad setzte sich für sie ein. Die Kündigung wurde zurückgenommen, nicht zuletzt, weil die aktuell gefertigten Figuren dem damaligen Leiter der Abteilung, Herrn Rank, gefielen und Rosl schnell und sorgfältig gearbeitet hatte.
Sie war stolz auf ihre Arbeit bei Rosenthal, ein Gefühl, für das sie sich schämte, denn Stolz, so sagte Rosl Schmitt, gehöre sich nicht.
1959 zeichnete sie die Tiere des Zirkus Hagenbeck, der ihr die Skizzen mit Freuden abkaufte.
Am 10.11.1959 führte die Dresdner Staatsoper eine Oper in Selb auf, die Rosl Schmitt besuchen wollte. Erst danach verließ sie die Porzellanmanufaktur Rosenthal und blieb zunächst bei ihrer Familie in Würzburg.
Privatleben
Rosl Schmitt musste sich schon früh um ihre Geschwister und sich selbst kümmern. Sie las gerne Karl May und war künstlerisch begabt, brachte es in der Zeit bei Rosenthal aber nicht zu einem hohen Ansehen. (Zitat) »Ich kann nichts gegen die Männer ausrichten«, klagte sie ihr Leid ihrer Freundin Lore. Sie kämpfte dafür, akzeptiert und geliebt zu werden. Trost fand sie im Glauben.
Freude bereiteten ihr die Besuche in Bad Kissingen bei Lore Friedrich-Gronau, die sie durch einen kurzen Abstecher zu ihrem Vater und Bruder nach Remscheid ergänzte.
Zur Entspannung tanzte sie Ballett. Das Tanzen auf der Spitze schmerzte, aber - so schreibt sie an Lore Friedrich-Gronau - sie sähe es als gute Übung für die späteren anstrengenden Yoga-Übungen.
Im Frühjahr 1958 plante sie Selb zu verlassen und nach Schweinfurt zu gehen. Dort wollte sie mietfrei in einem kleinen Weinbauhäuschen leben bis sie genug Geld zusammen hätte, um nach Indien zu reisen. Ihre Abreise verzögerte sich jedoch.
Nachdem sie Selb schließlich 1959 verließ, lebte sie in eine Zeit bei ihrer Familie in Würzburg, später auch bei Verwandten an der Rhön oder ihrer Oma in Waldberg.
Die Meinung ihrer Freundin Lore war ihr wichtig und sie bat wiederholt darum. Doch obwohl Lore Friedrich-Gronau und alle ihr nahestehenden Personen abrieten, nach Indien zu gehen, setzte Rosl Schmitt ihren Plan eines Tages in die Tat um, ohne ihre Freundin davon in Kenntnis zu setzen.
Leben in Indien
Der Glaube war für Rosl Schmitt ein Anker und das Ziel auf das sie all die Jahre hinarbeitete, während sie in Deutschland lebte. Lore Friedrich-Gronau unterstützte sie zu Beginn darin und verhalf ihr zum Kontakt mit dem indischen Guru Swami Shivananda. Rosl Schmitt las Bücher und kommunizierte mit Swami Shivananda, wobei ihr erst später bewusst wurde, dass die Briefe nie von ihm persönlich kamen.
Zu Beginn war Rosl Schmitt sehr unglücklich in Indien, nur langsam gewöhnte sie sich an das Leben dort, nicht zuletzt, weil sie sich in eine einsame Höhle zurückzog. Lore Friedrich-Gronau bereute es, ihrer Freundin zu einem Leben verholfen zu haben, das Anfang der sechziger Jahre Schmerz und Ausgrenzung bedeutete.
Zitat aus »Eremitin im Himalaya: Die Geschichte der Rosl Schmitt alias Uma Shankarananda« von Annelie Tacke, Herder Verlag 2003: »Diese Frau ist eine halbe Mystikerin und hat sich immer mit geistigen Sachen beschäftigt. Wir haben viel über die Welt der unsichtbaren Dinge gesprochen, über Geister, Seelen, Astralkörper. […] Frau Gronau hatte Bücher von Swami Vivekananda, Ramana Maharshi, Paramahansa Yogananada und Swami Shivananda gelesen. Sie sagte, der Swami Shivananda sei der letzte große noch lebende Meister Indiens. Den wollten wir mit unseren Fragen anschreiben. Frau Gronau hat mir seine Adresse gegeben und ich habe auf einer lumpigen Postkarte meine Fragen nach Gott draufgeschrieben […].«
Noch zu Ostern 1959 schrieb sie Lore Friedrich-Gronau in einem Brief, dass sie immer noch nicht in Indien sei, da ihr das Geld fehle.
Erst 1962 meldet sie sich wieder bei ihrer Freundin, doch die Briefe klingen alles andere als glücklich.
Am 02. Februar 1962 klagte sie in einem sechsseitigen Brief ihrer lieben Freundin ihr Leid über ihr Leben in Indien, das gar nicht so sei, wie sie es sich erhofft hatte und gab zu, dass Lore mit allem Recht gehabt habe. Im April des gleichen Jahres bedankte sie sich bei Lore Friedrich-Gronau für eine kleine Madonna, die sie ihr geschenkt hatte, sie habe den Glauben an die Menschheit verloren und endete mit den Worten. »Fürchte dich nicht. Du sollst Gott nicht verlassen!«.
Es folgen noch zwei weitere Briefe im gleichen Jahr, in denen sie, trotz all der Widrigkeiten, deutlich äußerte, dass sie nicht nach Deutschland zurückkehrt.
Werke Rosenthal Porzellan Selb
Quellenverzeichnis
- Private Briefe von Rosl Schmitt an Lore Friedrich-Gronau
Literatur
- Buch, "Rosenthal 100 Jahre Porzellan" von Bernd Fritz, Helga Hilschenz, ISBN Buchausgabe 3-8139-56059, 206 Seiten, Hrsg. Kestner Museum, Union Spectrum, München, 1982
- Buch, "Rosenthal. Service, Figuren, Zier- und Kunstobjekte", Dieter Struss, ISBN 3-89441-2119, Battenberg Verlag, Antiquitäten Katalog, 160 Seiten, 1995
- Buch, "Eremitin im Himalaya. Die Geschichte der Rosl Schmitt alias Uma Shankarananda" von Annelie Tacke, ISBN 978-3451057557, 190 Seiten, Herder Verlag, 2006
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Buch, "Eremitin im Himalaya. Die Geschichte der Rosl Schmitt alias Uma Shankarananda" von Annelie Tacke, ISBN 978-3451057557, 190 Seiten, Herder Verlag, 2006